Vor gut einem Jahr hat die NABU-Gruppe Harpstedt der Grundschule einen besonderen Vogelnistkasten gespendet – sehr zur Freude eines Blaumeisenpärchens, das im März dieses Jahres dort sein Nest einrichtete. Und auch aller Grundschüler, die seitdem das turbulente Familienleben der Meisen live mitverfolgen können, denn der Nistkasten ist mit einer Kamera ausgestattet, die Live-Aufnahmen direkt auf die digitale Tafel im Klassenraum streamen kann.
Eva Heinke, Sprecherin der inzwischen aufgelösten NABU-Gruppe, hatte die Idee zur Live-Vogelbeobachtung von ihren ehemaligen Kollegen Ingrid und Gerd Wetzel übernommen: Bereits in den 90ern zeigte das Lehrerpaar den Schülern der Haupt- und Realschule im Biologieunterricht Aufnahmen einer Kamera, die auf ein Vogelnest im Schulhof ausgerichtet war.
Während das Blaumeisenmännchen nur selten im Bild zu sehen ist, weil es draußen Nahrung heranschafft und das Territorium verteidigt, brütete der Muttervogel 2 Wochen lang geduldig 8 Eier aus und schlich sich so immer mehr in die Herzen der Kinder. In den 3. Klassen wurde sie „Mango“ oder „Britney“ getauft, die meisten Kinder nennen sie aber einfach „Blue“.
Vor ein paar Tagen nun endlich der von vielen herbeigesehnte Moment: die kleinen Küken sind geschlüpft und müssen versorgt werden. Seitdem können die Grundschüler eine richtige „Live-Piepshow“ mitverfolgen: rund um die Uhr sind die Eltern damit beschäftigt, Insekten und Raupen herbeizuschaffen, um den Hunger des Nachwuchses zu stillen. Gleichzeitig muss der aber auch warmgehalten und das Nest ständig gereinigt werden. Die Jungvögel wachsen schnell und nehmen an Gewicht zu. Innerhalb weniger Tage werden ihre Federn sichtbar und ihre Augen öffnen sich. Nach ca. 2 Wochen werden die Kleinen flügge und beginnen dann, den Nistkasten zu verlassen und ihre Umgebung zu erkunden. So sehr sich die Grundschulkinder auch über das Heranwachsen der Jungvögel freuen, liegt doch auch ein wenig Abschied in der Luft: das Erlernen der Fähigkeiten, die sie für das Überleben im Freien benötigen, zeichnet die Kamera im Nistkasten dann nicht mehr auf. Das können die Kinder dann hoffentlich mit eigenen Augen auf dem Schulhof sehen.
W. Schilberg, Rektor